Nachfolgend ein schöner Bericht, einer außergewöhnlichen Aktion, von unserem Vereinskameraden Farschad H.:
Eigentlich sah ich nach einem Fahrradunfall auf der nassen und rutschigen Straße vor etwa 3 Jahren mit einem Hüftfraktur alles zu düster und trostlos und konnte mir gar nicht vorstellen, dass ich irgendwann wieder auf dem Rennrad sitze. Ich habe sogar meine Räder verkauft 😞 Schaute jedesmal anderen Rennradfahrern neidisch hinterher. Erst nach 4 Monaten Rollentraining war ich beweglicher und konnte wieder vorsichtig auf dem Fahrrad sitzen. Durch die geführte Rennradtouren des RCB traute ich mich wieder immer mehr auf dem Rennrad. Der Anstieg zum Petersberg war zuerst als eine ruhige Strecke montags bis freitags zum Intervalltraining gedacht. Aber irgendwann kam plötzlich die Idee, die 1.000 Befahrungen voll zu bekommen. Die Reaktionen auf diese Idee waren sehr unterschiedlich. Ein Arbeitskollege fragte mich, ob man alles an einem Tag fahren kann? Jemand von RCB sagte mir mit Kopfschütteln: „Ach nein, zu anstrengend und zu langweilig, vergiss es!“
April 2025: Intervalle auf dem Petersberg stehen auf dem Programm. Mittlerweile über 900 Mal auf dem Petersberg gefahren. Vor 2 Tagen, kurz nach einem Sturz bei einer Abfahrt auf dem Petersberg, dass durch plötzlichen Druckverlust im Vorderrad kam, habe ich nicht gedacht, dass ich so schnell wieder auf dem Rennrad sitze und mich auf dem Weg zu Petersberg mache. Nach langsamen Rollen durch die Stadt bis zum Petersberg fühlten sich die Abschürfungen und die Reibung unter dem Trikot immer weniger schmerzhaft. Ein Schluck Wasser aus der Flasche, ein Blick nach oben und dann ging es direkt los. Bei der ersten Runde merkte ich noch die Wunden an manchen Stellen, aber kaum war der Puls gestiegen, waren die meisten Beschwerden nicht mehr zu spüren. Die Glückshormone waren wieder da und der Autopilot war eingeschaltet. Ich musste zu Hause mit viel schauspielerischer Kunst meinen Abschürfungen, blauen Flecken und Schmerzen verheimlichen. So konnte ich mit wenigen ermahnenden Wörtern nach dem Sturz von meiner Familie davon kommen. In den Monaten davor habe ich sehr viel an meinem Ziel 1.000 Mal den Petersberg zu erklimmen gearbeitet und der Ehrgeiz dieses Ziel zu erreichen war bestimmend und sehr groß.
Dieses Ziel benötigte weniger Höchstleistung, dafür mehr Ausdauer und sehr viel Essen 🙂 Dank meiner Nachtdienste und dem freien Tag danach, etwas Spotify und ab und zu nette Begegnungen mit Gleichgesinnten, fielen mir die Wiederholungen viel leichter als gedacht. Ich sammelte Runde um Runde. Mein leichtes Gewicht kam mir auf dem Petersberg zusätzlich entgegen und machte es mir etwas leichter. Immer wieder für 10-12 Minuten hoch strampeln und dann die Abfahrt genießen.
Mittlerweile ist Petersberg mehr als 1.000 Mal erklommen und ich habe sehr vieles erlebt und bin körperlich etwas fitter geworden. Zwar wartete bei der letzten Runde am Ziel keiner auf mich mit einem goldenen Pokal, ich war trotzdem glücklich und erleichtert und ich habe mir fest versprochen, erstmal keine neuen Ziele mehr zu setzen. Aber zu Hause wartete meine Frau mit einer Überraschung auf mich. Nämlich eine Porzellantasse mit Fahrradmotiv und Aufschrift: “AND NOW THE ADVENTURE BEGINS” 😂
Für mich ist heute Radfahren zu können ein Segen und wenn Petersberg auf dem Programm steht, ist dann dieser Tag wie ein Event!
Danke RCB

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