Gravel-Rennbericht mit Praxistipps von Nils! UCI World Gravel Series – Marly Grav Valkenburg

Von Nils Johannes

Warum nicht mal ein Gravel-Rennen. Kann ja nicht so schwer sein. Ein wenig länger als ein Cyclocross-Rennen aber weniger technisch. Mit dieser Motivation warf ich Anfang des Jahres einen Blick in den Kalender der World Gravel Series. Für Turnhout war ich leider schon zu spät dran. Dann sollte eben Valkenburg mein Jungfernrennen werden. Liegt ja auch direkt vor der Haustür.

Die Vorbereitung

Die Fitness hat auf Grund von Zeitmangel leider etwas gelitten aber diverse Langdistanzfahrten und Grundlagentraining haben eine solide Basis gebildet. Interessanter wurde es beim Material. Ist mein CX-Rad auch Gravel tauglich? In die Gabel des Inflite passen 40er Reifen problemlos rein. Hinten ist es allerdings kritisch. Der 40er Hinterreifen hat gerade einmal 1-2 mm Luft zur Kettenstrebe. Bei Trockenheit sollte das aber gehen. Die Wahl fiel auf schnelle 40er Semi-Slicks vorne und hinten. Die nächste Überlegung galt der Übersetzung. Die Kassette ist mit 10-36 bereits ausgereizt. Trotzdem wollte ich nicht auf den Flachstücken abgehangen werden und erhöhte vorne das einzelne Kettenblatt von 40 auf 42 Zähne. Noch einen Trinkrucksack dazu und dann sollten die 150 km von Valkenburg doch eigentlich kein Problem sein.

Die Strecke

Ich bin zwei Wochen vor dem Rennen ein Recon gefahren, um einerseits neuralgische Stellen zu identifizieren und andererseits zu schauen, ob ich mit 42/36 noch die Berge hochkomme. Die Strecke sollte in Valkenburg starten und über drei Runden durch Zuid-Limburg gehen. Insgesamt standen 150 km und 1.600 hm auf dem Programm. Der berühmte Cauberg wurde in Runde eins und zwei klassisch auf Asphalt bezwungen. In der dritten Runde wartete der Gravel-Cauberg…gerade noch machbar mit der Übersetzung (Spoiler: Nach 100 km Rennen wirkt der Berg steiler). Das Highlight in Runde zwei sollte die Fahrt durch das Höhlensystem von Valkenburg werden. Der Rest der Strecke hatte Klassiker-Vibes, die Gravelabfahrten waren ruppig aber machbar.

Das Rennen

Eigentlich dachte ich, ich wäre früh genug dran aber mein Startblock war 45 Minuten vor Start bereits fast voll. Naja, keine Panik, am Ende knallt die Peitsche. Die ersten Minuten verliefen gut. Mit Knallgas ging es über den Cauberg und durch die ersten Gravel-Abschnitte. Kurz vor dem ersten Gravel-Anstieg war aber die Vollbremsung fällig. Stau! Ein langer Stau, insbesondere auch hinter uns. Insgesamt haben wir rund 20 Minuten gestanden, weil auf dem 1,5 Meter breiten Anstieg wohl vor uns jemand unglücklich ausklicken musste. Endlich ging es weiter, das Feld natürlich extrem auseinander gezogen. Es gab diverse Unfälle aber glücklicherweise nie Massenstürze. Nach 70 km wurde mein Hinterrad schwammig. Scheinbar verlor ich Luft aber ich verließ mich auf meine Inserts. Irgendwann wurde es aber zäh und es schien langsam für mich nur noch rückwärts zu gehen. Ich habe nachgepumpt aber kein Loch entdeckt. Dann kamen die ersten Durchschläge. Ich hielt 30 km vor Schluss erneut an und zückte die CO2 Kartusche. Geschickterweise habe ich jetzt mit Druck das Loch anscheinend richtig geöffnet. Zu dem Zeitpunkt habe ich schon gut über Kreuz geschaut und leider nicht versucht, den Reifen zu flicken. Weiter ging es mit komplett plattem Reifen, das Carbon Laufrad nur durch das Insert geschützt. Jetzt gingen mir auch noch meine Getränke aus. Völlig grau schleppe ich mich nach über sechs Stunden ins Ziel.

Fazit

Gravel ist bockhart. Das große Aero-Kettenblatt hätte ich mir sparen können. Die Wasserflaschen, die an den drei Verpflegungsstellen angereicht wurde, hätte ich besser annehmen sollen. Tyre Inserts sind ihr Geld und das Mehrgewicht wert. Unglaublich aber das Hinterrad hat die Tortur überstanden. Das Rennen, die Organisation und die ganze Region waren herrlich. Absolut empfehlenswert!

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